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Der Todesmarsch am 7. April 1945 durch Bruck an der Mur

Am 7. April 1945 führte der größte der sogenannten Todesmärsche durch die Steiermark mit rund 6.000 größtenteils ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern mitten durch Bruck an der Mur. Der damals fünfjährige Johann Trummer beobachtete schockiert die kargen 
Gestalten, die durch die damalige Bismarckstraße (heute Körnerstraße) getrieben wurden.

Sein Vater Emmerich Trummer ließ unter Todesgefahr insgesamt mindestens dreizehn auf Todesmärschen in Bruck ermordeten jüdischen Zwangsarbeitern eine fürsorgliche Bestattung zuteilwerden und wurde dafür von der IsraelitischenKultusgemeinde geehrt. In einem privaten Totenbuch hielt er die in Bruck getöteten Menschen als „Israeliten“ handschriftlich fest. Diese Toten wurden 1954 exhumiert und auf den Jüdischen Friedhof nach Graz überführt. 

Emmerich Trummer (14.10.1900 - 21.08.1979) war bei der Stadtgemeinde Bruck an der Mur als Bestatter beschäftigt. Als aufrechter, gläubiger Katholik stimmte er gegen den Anschluss an Nazi-Deutschland, trat trotz Aufforderung nicht aus der Kirche aus, seine Frau lehnte das Mutterkreuz ab.  

Johann Trummer (18.02.1940 - 18.07.2019) war ein renommierter römisch-katholischer Priester, Organist, Musikwissenschaftler und Medienmanager. In einem Zeitzeugengespräch mit der Historikerin Ute Sonnleitner berichtete er am 9. Juni 2017 im Brucker Stadtmuseum über seinen Vater und seine persönlichen Erfahrungen.

 

Wer von uns darf trösten?
In der Tiefe des Hohlwegs
Zwischen Gestern und Morgen
Steht der Cherub
Mahlt mit seinen Flügeln die Blitze der Trauer
Seine Hände aber halten die Felsen auseinander
Von Gestern und Morgen
Wie die Ränder einer Wunde
Die offenbleiben soll
Die noch nicht heilen darf.
Nicht einschlafen lassen die Blitze der Trauer
Das Feld der Vegessens.
Wer von uns darf trösten?

aus: “Chor der Tröster“ von Nelly Sachs

 

im stillen
Gedenken -
wo ist er,
der Mensch

damit sollte
Geschichte
enden:
mit einem Schrei
alles anhalten
können

aus: “Manifest 45“
von Michaela Falkner

zit. nach Peter Nistelbergers temporärem Mahnmal „Call + Response“, errichtet in Kooperation mit dem katholischen Pfarrverband Bruck-Pernegg-St. Dionysen/Oberaich anlässlich „70 Jahre Todesmarsch“.

Dieses Denkmal wurde von Schülerinnen und Schülern des Brucker Gymnasiums gemeinsam mit Professorin Birgit Remele sowie den Künstlern Florian Lercher und Albin Wirbel von Juni bis September 2025 gestaltet. Die Schulgemeinschaft hatte sich im Rahmen eines Generationenprojektes, geleitet von Professorin Patrizia D‘Alessandro in Kooperation mit dem Brucker Stadtmuseum und dem Museumsverein, mit der Thematik intensiv befasst. Das Projekt „Gemeinsam Gedenken“ bestand aus einem Besuch der Gedenkstätte Mauthausen sowie einer Vor- und einer Nachbesprechung mit wissenschaftlichem Vortrag. Zudem fanden im Gedenkjahr 2025 zu „80 Jahre Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus“ mit fachlicher Unterstützung der Historiker Thomas Stoppacher, Eleonore Lappin-Eppel, Gerald Lamprecht und Heimo Halbrainer mehrere Vermittlungs- und Gedenkveranstaltungen unter Einbeziehung von Schulen und Zivilgesellschaft statt.