Aktuelles aus dem Jahr 2006

Brandübung im Brucker Schnellstraßentunnel
 

Verkehrsunfall mit Fahrzeugbrand im Tunnel – mehrere Personen in Gefahr – diese Meldung war Ausgangslage für eine Tunnelübung in Bruck an der Mur, welche in den Abendstunden des 29.05.2006 durchgeführt wurde.

Allgemeines:

Die S 6 Schnellstraße ist eine wichtige Verkehrsader des Murtales. Im Bereich Bruck/Mur befinden sich u.a. die zwei Tunnelanlagen „Brucker Tunnel und St. Ruprechttunnel“, welche nur durch ein kurzes Freilandstück voneinander getrennt sind. Deshalb werden gemäß Tunnelalarmplan der Stadtfeuerwehr Bruck beide Tunnel als eine Einheit behandelt.

In einer kürzlich erschienenen Studie wurde der Brucker Tunnel als einer der schlechtesten Tunnel Österreichs bewertet. Die Tunnelröhren sind rd. 1250 m lang und haben einen einzigen Querstollen. Notzufahrten sind zum Teil vorhanden. Die Tunnel sind mit Notrufnischen (im Abstand von jeweils rd. 212 m), TV- Überwachung, Brandmeldeanlage und Wandhydranten (im Abstand von jeweils rd. 106 m) ausgestattet. Zuständige Portalfeuerwehren sind FF Bruck/Mur und FF Oberaich.

Vorarbeitung:

Im Februar 2006 wurde BI d.V. Ing. Frühwirth vom Kommandant der FF Bruck/Mur, HBI Ing. Jeran beauftragt, alle Vorbereitungen für eine Tunnelübung zu treffen. Dazu wurde mit dem zuständigen Straßenmeister für den Bereich Bruck/Mur, Hrn. Ing. Riffnaller und dem Tunnel-verantwortlichen für Steiermark und Kärnten, Hrn. Wolfgang Zipper ein erstes Kontaktgespräch geführt und es konnte rasch eine Zustimmung der ASFINAG erzielt werden.

Übungsvorbereitung:

Um 18.00 Uhr wurde die S 6, Fahrtrichtung Graz für den Verkehr gesperrt und alle Fahrzeuge bei Oberaich von der Schnellstraße abgeleitet. Die Umleitung über das Stadtgebiet von Bruck/Mur übernahmen mehrere Polizeistreifen. Von ASFINAG und Feuerwehr wurden die Unfallfahrzeuge positioniert und mit Übungspuppen besetzt. Anschließend wurde der Tunnel mittels einer neuen Versuchsanlage vernebelt. Die Längsbelüftung wurde für den ersten Teil der Übung außer Betrieb genommen. Von der Tunnelwarte erfolgte die Alarmierung der Florianstation Bruck.

Übungsannahme:

Montag, 29.05.2006, 18.30 Uhr – ein LKW – Fahrer verliert während der Fahrt im Brucker Tunnel (Fahrtrichtung Graz) das Bewusstsein und gerät dadurch ins Schleudern. Der LKW kracht gegen die Tunnelwand und kommt quer zur Fahrbahn, ohne umzustürzen, zum Stehen. Ein nachkommender PKW kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und donnert seitlich in den LKW. Der Fahrer wird im Auto eingeklemmt. Starke Rauchentwicklung aus dem Motorraum, in weiterer Folge PKW- und LKW-Brand. Zusätzliche Gefahr wegen austretendem Kraftstoff.

Übungsablauf:

Gemäß Tunnelalarmplan werden FF Bruck/Mur, FF Oberaich und FF Picheldorf alarmiert und rücken mit den gemäß Tunnelalarmplan vorgesehenen Fahrzeugen über die Notzufahrten zu den Portalen vor. Von FF Bruck/Mur fährt ein Verbindungsoffizier zur Tunnelwarte zwecks Koordinierung. Die Einsatzleitung vor Ort übernimmt am Ostportal der Südröhre OBI Kreimer Klaus von der FF Bruck/Mur. Die Abschnitt-Einsatzleitung am Westportal obliegt der FF Oberaich.

Die Rauchentwicklung gestattet es der FF Bruck/Mur relativ weit zum Geschehen vorzudringen. Die letzten 150 m wird die Tunnellöschleitung vorgetragen und mit der Brandbekämpfung begonnen. Da die komplette Vernebelung nunmehr Richtung Westen abzieht, kann das KRF-S einfahren und die Mannschaft die Bergung des LKW-Fahrers durchführen. Die AS Trupp von FF Oberaich und FF Picheldorf hatten zwischenzeitlich versucht, ebenfalls unter Vortragen einer Löschleitung vorzudringen, wurden aber durch die Rauchentwicklung zurückgeworfen.

Aus diesem Grund musste ein weiterer Trupp der FF Bruck/Mur auch die zweite Menschenbergung durchführen, welche unter Verwendung von Akku-Spreitzer und -Schere auch gelang. Da sich der Rauch zwischenzeitlich verzogen hatte, fuhr das TLF Picheldorf zur Unfallstelle ein und hatte mit HD ein neuerliches Aufflackern (Verrauchung wieder in Betrieb genommen) zu bekämpfen.

Vom nahe gelegenen Bach wurde eine Löschwasserversorgung aufgebaut.

Überwachung:

Beide Röhren des Brucker Tunnels werden wie die Portale mittels Videoüberwachung kontrolliert. Die Lage des Verkehrsunfalls wurde so gewählt, dass der Einsatz von beiden Seiten mit Kameras aufgenommen und in der Tunnelwarte auf Video aufgezeichnet wurde. Sowohl an den Portalen als auch im Tunnel war je ein Übungsbeobachter anwesend. FW-Fotographen dokumentierten zusätzlich die einzelnen Abläufe. Damit konnte der gesamte Übungsablauf aufgearbeitet werden und dient als Grundlage für weitere Übungen.

Erkenntnisse:

+ Verbindungsoffizier in Tunnelwarte – Feuerwehrinteressante Informationen ohne Übermittlungsverluste
+ Einspeisung Notwasserversorgung (LFB-A) in Tunnelsystem möglich
+/- Tunnellöscheinrichtungen funktionsfähig aber z.T. veraltet – regelmäßige fachkundige Wartung notwendig
+/- EL Ost und EL West mit ihren Aufgaben ausgelastet. Kommunikation zw. einzelnen EL verbesserungsfähig.
+/- Notzufahrten ausreichend – regelmäßige Kontrolle auf Freihalten der Wege notwendig
- „Tunnelblick“ der eingesetzten AS-Trupps, Fixierung auf die Aufträge – Übernahme des Kommandos vor Ort (im Tunnel) von einem AS-Träger für eingesetzte Trupps.
- Mechanische Entlüftung Richtung Osten; wenn Belüftung ausfällt, Wechsel aufgrund Thermik nach Westen. Gefahr
für Einsatzkräfte und Autofahrer – Gefahrenpläne und Einsatztaktik entsprechend darauf abstimmen.













Alle gewonnenen Erkenntnisse erlauben uns, unsere Stärken zu optimieren, Fehler zukünftig zu vermeiden und Verbesserungen zu erarbeiten. Aufgrund der neuen Gesetzeslage sind wir umso mehr gefordert, da zukünftig solche Tunnelübungen regelmäßig durchgeführt werden müssen.

Eingesetzte Kräfte:

FF Bruck/Mur: 5 Fzg mit  23 Einsatzkräfte
FF Oberaich: 2 Fzg mit  15 Einsatzkräfte
FF Picheldorf: 1 Fzg mit    9 Einsatzkräfte
ÖRK, Bundespolizei, Bezirksverwaltung, ASFINAG