Zum Brand des
Sägewerks Hofmann, ehemals südlich von Bruck am rechten
Murufer gelegen, schrieb der Obersteirer vom 17. Juni 1925:
"Heute Nacht wurde das den Vereinigten Hofmann-Werken
G.m.b.H gehörige an der Mur gelegene Sägewerk ein Raub der
Flammen. Die ganze Fabriksanlage mit allen Maschinen,
worunter sich mehrere neue, noch nicht in Betrieb
befindliche Holzbearbeitungsmaschinen und Elektromotoren
befanden, wurden vernichtet und auch die hohen Kamine sind
eingestürzt. Nur das einige Meter vom Flammenherde entfernte
einstöckige Wohngebäude, in welchem der Besitzer Ing.
Gottfried Hofmann mit seiner Familie wohnt, ferner das etwa
sechzig Meter entfernte Personalhaus und die in gleicher
Entfernung befindlichen zwei Stallgebäude konnten gerettet
werden." |
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Das Feuer
brach kurz nach elf Uhr nachts aus, nachdem die Arbeiten in
der Fabrik beendet waren. Ein Arbeiter bemerkte, dass die
Hunde anschlugen und sah an zwei entfernt voneinander
liegenden Stellen Flammen aus den Fabriksgebäuden schlagen.
Dies legte die Vermutung nahe, dass der Brand durch
Brandstiftung verursacht worden war. Die Brucker Feuerwehr
wurde gegen halb zwölf durch Hornsignale und Kanonenschüsse
vom Schlossberg aus alarmiert und rückte mit der Autospritze
Gräf & Stift zum Brandplatz aus. Der Versuch, aus einem nahe
gelegenen Hydranten Wasser zu entnehmen, schlug fehl,
weswegen man von einem Teich ansaugte und das Feuer mit vier
Schlauchlinien bekämpfte. Alle drei Kommandanten der Brucker
Feuerwehr – Alois Krenkl, Josef Knotz und Anton Burger –
befanden sich am Brandplatz und befehligten die Mannschaft.
Die nachkommenden Wehren von Kapfenberg-Stadt und der
Gebrüder Böhler & Co. AG, ebenfalls mit Autospritzen
ausgestattet, legten Zubringleitungen von der Mur herauf,
die ebenfalls erschienene Feuerwehrwehr Arndorf-Laming "musste
jedoch nicht mehr in Tätigkeit treten". Mit insgesamt
sieben Schlauchlinien wurde das Feuer bekämpft, große Teile
der Fabriksgebäude konnten jedoch nicht mehr gerettet
werden.
Auch die bereits seit 1894 in Verwendung stehende
Dampfspritze der Brucker Feuerwehr kam zwischenzeitlich für
mehrere Stunden zum Einsatz, um den Motor der Autospritze zu
schonen. Die Nachbarwehren konnten gegen vier Uhr früh
abrücken, während die Brucker noch den gesamten Vormittag
mit Nachlöscharbeiten beschäftigt waren. Aufgrund der
Tragweite des Brandes fand sich unter anderem
Bezirkshauptmann Dr. Friedrich Matthias, Bürgermeister Franz
Gruber und Vizebürgermeister Landtagsabgeordneter Viktor
Hornik ein.
Im Archiv der Feuerwehr Bruck sind einige Fotografien vom
Brandplatz erhalten geblieben, die das Ausmaß der Zerstörung
gut veranschaulichen. Auch topografische Hinweise wie das
Rennfeld links der Mur und die Kalvarienbergkirche auf der
rechten Seite sind auf diesen Bildern zu finden. Aber wir
haben uns für die gegenständliche Fotografie entschieden, da
sie eindrücklicher nicht sein könnte: Wie arrangiert sind
die Feuerwehrmänner ins Bild gesetzt, gruppiert um den
Steiger Franz Groß in der Mitte. Dieser hatte sich während
der nächtlichen Löscharbeiten derart verausgabt, dass er
Berichten zufolge am Vormittag des 17. Juni vor Erschöpfung
mitten am Brandplatz und in voller Montur eingeschlafen war.
Alois Krenkl jun., links im Bild, scheint ihm das Strahlrohr
aus der Hand nehmen zu wollen, der Schuhmachermeister und
Rottführer im Steigerzug Johann Schön rechts nimmt lachend
Kontakt mit dem unbekannten Fotografen auf. Just in diesem
Moment wird der Auslöser der Kamera betätigt und ein mehr
als 93 Jahre zurückliegender Augenblick wird für die
Nachwelt festgehalten.
Die Fotografie wurde damals nicht besonders gut
ausgearbeitet, sie ist jedoch an Bildmächtigkeit nicht zu
überbieten. Wohl eines der spektakulärsten Bilddokumente in
unserem Archiv – und eine würdige Fotografie des Monats
Oktober! |