Der Begriff
Umweltschutz hatte in unserer Gesellschaft lange keine
Bedeutung, die Verschmutzung der Gewässer und der nahezu
ungefilterte Ausstoß von Schadstoffen aus heimischen
Industrieanlagen mögen als Beweis dafür dienen. Vor allem
der Verunreinigung der steirischen Flüsse wurde seitens der
Politik bis Anfang der 1980er-Jahre wenig entgegengesetzt,
bis der sogenannte "Mur-Gipfel" im Mai 1985 endlich
konkrete Maßnahmen zur Gewässersanierung brachte. Zu diesem
Zeitpunkt hatten sich die steirischen Feuerwehren jedoch
schon mehr als zwei Jahrzehnte aktiv mit dem Thema
Schadstoffabwehr auseinandergesetzt.
Auslöser für eine koordinierte Schadstoffbekämpfung seitens
der steirischen Feuerwehren war ein Mineralölunfall größeren
Ausmaßes 1965 im Einzugsbereich der Gösser Brunnen in
Leoben. 1966 gab es in Leoben, initiiert von Hofrat
Dipl.Ing. Leopold Zwittnig von der Landesbaudirektion, erste
Gespräche mit Vertretern der Feuerwehren Göss, Judenburg,
Knittelfeld und Bruck an der Mur. Mindeststandards einer
Stützpunktfeuerwehr zur Ölabwehr wurden definiert, das "Modell
Göss" war geboren. Im "Ölalarmplan" des Jahres
1969 wurden 13 Ölstützpunktwehren entlang der
Hauptverkehrstrecken des Bundeslandes definiert, jeder
mögliche Einsatzort sollte nicht weiter als 30 Kilometer von
den Stützpunkten entfernt liegen.
Das erste Ölalarm-Fahrzeug der Steiermark wurde in Göss im
Jahr 1967 in Dienst gestellt, auf Grundlage dessen
Beladungsplans wurden bis 1972 für alle Ölstützpunktwehren
Fahrzeuge der Marke Ford Transit für die
Schadstoffbekämpfung seitens der Steiermärkischen
Landesregierung zur Verfügung gestellt. Auch die Feuerwehr
Bruck stellte, seit 1968 Ölalarm-Stützpunkt, ein solches
Fahrzeug für die Unterbringung der bereits vorhandenen
Geräte zur "Ölabwehr" in Dienst, das zusätzlich mit
einem am Dach verlasteten Hartschalenboot ausgestattet war. |
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Zu diesem
Zeitpunkt kamen bereits Ölbindemittel zum Einsatz, bis dahin
behalf man sich mit Sägespänen zum Binden von Mineralölen,
zum Abdichten von Leckagen oder Kanaldeckeln wurden in der
Frühzeit der Schadstoffbekämpfung Keile, Planen und Tücher
verwendet. Im Jahr 1974 kamen zwei Mineralölpumpen zur
Schadstoff-Ausrüstung hinzu, 1975 wurden 50 Kanister
Lightwater bei der Brucker Feuerwehr stationiert. 1978
wurden Ölschutzanzüge und 1982 schließlich die ersten beiden
Chemikalien-Schutzanzüge übernommen.
Die "Hochzeit" an Verkehrsunfällen entlang der
ehemaligen "Gastarbeiterroute" herrschte für die
Brucker Feuerwehr in den 1970er- und 1980er-Jahren. Hielt
sich das Ausmaß an damit einhergehenden Schadstoffeinsätzen
in der Anfangszeit noch in Grenzen, wurden mit Zunahme des
Schwerverkehrs auch die "Öleinsätze" ein immer
größeres Thema. Neben dem Ölfahrzeug wurden sämtliche
Fahrzeuge für den technischen Einsatz mit Bindemittel,
Auffangbehältern und weiteren Utensilien für den
Schadstoffeinsatz ausgestattet.
Das erste Gefährliche-Stoffe-Fahrzeug wurde 1991 in Dienst
gestellt, seit 2017 ist die zweite Generation dieses
Fahrzeugtyps bei der Feuerwehr Bruck stationiert.
Steiermarkweit gibt es neun baugleiche Fahrzeuge dieser Art,
der Schadstoffstützpunkt der Brucker Feuerwehr – er besteht
seit nunmehr fünf Jahrzehnten – ist für den politischen
Bezirk Bruck-Mürzzuschlag verantwortlich und kommt auf
Anforderung im gesamten Bundesland zum Einsatz.
Die gegenständliche Fotografie zeigt einen Gefahrguteinsatz
im Mai 1974 auf der B17 nahe St.Marein im Mürztal. Ein
Tankzug stürzte über die Böschung der Bundesstraße und kam
seitlich zu liegen, größere Mengen des transportierten
Superbenzins flossen aus. Neben dem Ölalarm-Fahrzeug der
Brucker Wehr stand auch der 16t-Kran für die Bergung des
LKW-Zugs im Einsatz. Die Leckagen am havarierten Anhänger
wurden abgedichtet und das verbliebene Superbenzin über
Auffangbecken in einen bereitgestellten Tankzug umgepumpt.
Danach wurde zuerst der Anhänger und dann der Tankwagen
selbst aufgestellt und auf die Straße gezogen. Um eine
weitere Kontamination des Unfallgeländes zu verhindern wurde
sodann – aus heutiger Sicht unvorstellbar – das mit
Superbenzin getränkte Erdreich abgefackelt. Natürlich wird
diese drastische Maßnahme auch dem Umstand geschuldet
gewesen sein, dass der Boden zu dieser Jahreszeit mit
Sicherheit gefroren war und ein Abgraben des Erdreichs daher
nicht leicht gewesen wäre. Aber generell wandte man die
Praxis des Abfackelns von mit Mineralöl kontaminierten
Erdreichs durchaus an, da man eine Verschmutzung der Luft
eher als eine Verunreinigung des Bodens und somit eine
Gefahr für das Grundwasser in Kauf nahm. |