FF 150 BM | 1868 – 2018 | 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bruck an der Mur
 


Fotografie des Monats Juli

Anhaltendes Hochwasser im Mai 1965
 

Im Jahr 1965 kam es zu heftigen Niederschlägen zur Zeit der Schneeschmelze, vielerorts war anhaltendes Hochwasser die Folge. Am 16. Mai trat die Mur im Ortsteil Übelstein erstmals über die Ufer, zunächst wurden die anliegenden Felder und die Übelsteinerstraße überschwemmt. Die Brucker Feuerwehr rückte mit 30 Mann aus und errichtete mit Unterstützung der Werksfeuerwehr Felten & Guilleaume einen ersten Damm aus Sandsäcken und schüttete entlang des Ufers einen Erdwall auf. Der Sand wurde damals nicht maschinell, sondern von Hand mit Schaufeln in die Säcke gefüllt. Tags darauf, am 17. Mai, war der Pegel der Mur weiter gestiegen, was einen erneuten Einsatz der Feuerwehr in Übelstein notwendig machte. Ab 5:30 Uhr in der Früh wurde der Damm erhöht und der Erdwall verstärkt. Am Abend desselben Tages erreichte das Hochwasser auch die Murinsel, was ein erneutes Ausrücken zur Folge hatte. Zur Sicherung der Böschung hinter dem Sporthaus wurden vom Stadtforst bereitgestellte „Rauhbäume“ eingelegt und für den Fall eines weiteren Anstiegs des Wasserpegels 500 Sandsäcke gefüllt.

Am Morgen des 18. Mai war es abermals notwendig, den Damm aus Sandsäcken in Übelstein zu erhöhen und den Wall entlang des Ufers zu verstärken. Am Nachmittag waren Teile des rechten Murufers auf Höhe der Brandstetterstraße derart ausgeschwemmt, dass auch hier die Notwendigkeit bestand, Rauhbäume einzulegen. Die vom Stadtforst in der Kalten Quelle bereitgestellten Bäume mussten erst mit dem Geländewagen in die Brandstetterstraße geschleppt werden, wo sie mit Unterstützung der Feuerwehr Oberaich entlang der gefährdeten Böschungsabschnitte eingelegt wurden. Am 19. Mai bot sich in Übelstein dasselbe Bild wie die Tage zuvor, der Damm musste abermals erhöht werden und auch der Erdwall wurde nun mit Sandsäcken verstärkt. Am Abend ging es erneut zur Murinsel, ein stark gefährdetes Stück der Murböschung oberhalb des Freibades musste mit Rauhbäumen gesichert werden.

Am 20. Mai wurde die Feuerwehr bereits früh morgens alarmiert. Der Damm in Übelstein wurde – zum vierten und letzten Mal – erhöht und der Erdwall mit Rauhbäumen und Steinen abgesichert. Abermals waren Bäume aus der Kalten Quelle zur Mur zu transportieren, diesmal zur Sicherung der Uferböschung im Ortsteil Pischk. Einige Pumparbeiten in Einöd und in der Alten Wehrstraße mussten ebenso durchgeführt werden. Die durch die Schneeschmelze bedingten Wassermassen aus dem Oberland ließen nun endlich nach, die gröbste Gefahr war nach fünf Tagen gebannt.

Den Einsatzberichten zufolge rückte die Feuerwehr vom 16. bis 20. Mai 1965 zur Eindämmung der Hochwasserschäden entlang der Mur mit insgesamt 162 Mann aus, die Unterstützung des Stadtforstes, des Bauhofes und umliegender Feuerwehren nicht eingerechnet. Die Mannschaften standen an fünf Tagen 44 Stunden im Einsatz, wobei alleine die letzte Ausrückung am 20. Mai um kurz nach vier Uhr in der Früh erfolgte und erst um acht Uhr abends beendet wurde. Rund 500 Rauhbäume wurden entlang der Uferböschung eingebracht und etliche tausend Sandsäcke gefüllt und verlegt.

Die wahre Hochwasserkatastrophe, die weite Teile Österreichs betraf, ereignete sich aber erst im August des Jahres 1965. Regenfälle, die 36 Stunden und länger anhielten, richteten vor allem auch in der Steiermark verheerende Schäden an. Als es am 16. August in Köflach zu einem Dammbruch kam, wurden erstmals KHD-Einheiten auf Anordnung des Bundesfeuerwehrverbandes in das Schadensgebiet entsandt. Dieser Einsatz führte unter anderem zur Stiftung und erstmaligen Verleihung des Katastrophenhilfe-Verdienstzeichens des ÖBFV.

Das gegenständliche Bild entstand am ersten Tag des Einsatzes in Übelstein, es zeigt die Mannschaft beim Errichten des Damms aus Sandsäcken. Der Blick richtet sich flussaufwärts, im Hintergrund die Eisenbahnbrücke. Der erste in der Reihe ist Karl Segovc, der dritte Alfred Fierlinger.

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