FF 150 BM | 1868 – 2018 | 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bruck an der Mur
 


Fotografie des Monats Mai

Der Geländewagen der Brucker Feuerwehr – weltweit einzigartig!
 

Der sogenannte Steyr-Daimler ADFK befindet sich seit 26. April 1939 durchgehend im Besitz der Feuerwehr Bruck an der Mur. Im Jahr 1995 wurde das Fahrzeug von Bruck in das steirische Feuerwehrmuseum Groß St.Florian überstellt, um dort als Leihgabe einer breiten, feuerwehr-interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Aufgrund der geografischen Distanz etwas aus dem Fokus geraten, beschäftigen wir uns seit dem Jahr 2008 wieder intensiv mit der Erhaltung und Erforschung dieses historisch bedeutsamen Fahrzeuges.

Der tradierten Meinung innerhalb der Feuerwehr zufolge handle es sich um ein ursprünglich als Panzerspähwagen in Verwendung stehendes Fahrzeug, von dem insgesamt nur sechs Stück gebaut worden wären. Da sich die Konstruktion aufgrund der Luftkühlung für den Wüsteneinsatz (!) nicht als funktionsfähig erwiesen hätte, wären die Fahrgestelle verkauft worden und eines davon wäre solcherart zur Feuerwehr Bruck gelangt. Eine interessante Geschichte, die einer Überprüfung bedurfte.

Laut Einzelgenehmigungsbescheid vom 4. November 1957 (der ursprüngliche Kraftfahrzeugbrief wurde "von Amts wegen eingezogen") wurde das Fahrzeug, Baujahr 1937, am 26. April 1939 unter dem Kennzeichen Pol–206.042 für die Feuerwehr Bruck erstmals zugelassen. Neben den technischen Daten und der Verwendung "Mannschafts- und Rüstkraftwagen mit offenem Aufbau" ist in diesem Dokument auch die Typenbezeichnung ADPK vermerkt. Nach Sichtung der bekannten Literatur über Fahrzeuge aus Steyr kann festgehalten werden, dass es sich dabei wohl um einen Tippfehler handelt. In einer erhalten gebliebenen Beschreibung des Fahrzeuges samt Instandhaltungshinweisen ist von der Type ADFK die Rede. Diese Bezeichnung steht für "Austro-Daimler-Feuerwehr-Karre" und dieser Typ wurde von Steyr zwischen 1932/33 und 1939 auch tatsächlich gebaut. Es handelte sich dabei allerdings um ein 3-achsiges Fahrzeug, weswegen auch diese Typenbezeichnung nicht zutreffend sein kann. Zum Zeitpunkt der nachträglichen "Benennung" des Zweiachsers stand die Verwendung als Feuerwehrfahrzeug jedoch schon fest und so wird man bei Steyr zur Bezeichnung ADFK gekommen sein.

In den greifbaren Publikationen werden jedoch zwei Fahrzeugtypen erwähnt, die idente technische Daten wie der Brucker Geländewagen aufweisen: Der ADSK ("Spähkarre") und der ADZK ("Zugkarre"). Während der ADSK gepanzert war und maximal fünf Personen aufnehmen konnte, hatte der ADSK einen offenen Aufbau mit 14 Sitzplätzen. Von beiden Typen wurden nur jeweils sechs Exemplare gebaut, was eine der überlieferten Thesen bestätigt. Allerdings waren der Motor und Lüfter des Panzerspähwagens ADSK historischen Aufnahmen zufolge im Heck des Fahrzeuges untergebracht, während der Motor des Gelände-Zugwagens ADZK im vorderen Teil des Fahrzeuges situiert war. Und an dieser Position sind auch Motor und Lüfter des Brucker Geländewagens untergebracht. Zudem hat sich im Archiv der Feuerwehr ein Schreiben an das Wirtschaftsamt des Reichsgaus Steiermark vom 8. September 1939 erhalten, in welchem vom Rüstwagen Steyr ADSK die Rede ist. Zwei Hinweise, die eher auf den Gelände-Zugwagen denn auf den Panzerspähwagen schließen lassen.

Wie auch immer: Um die zweifellos vorhandene historische Bedeutung des Fahrzeuges auch offiziell bestätigen zu lassen, ließen wir 2012 ein Wertgutachten erstellen. Erfreulicherweise kam der gerichtlich beeidete Sachverständige darin zum Schluss: "Von den insgesamt 12 gebauten Fahrzeugen aus der Baureihe ADSK (6 Fahrzeuge), ADZK (3 Fahrzeuge) und ADEK (3 Fahrzeuge) gilt das gegenständliche Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Bruck an der Mur als das weltweit einzige, noch erhaltene Exemplar und ist damit auch einer der wichtigsten Zeitzeugen der österreichischen Fahrzeugbau-Geschichte des 20. Jahrhunderts."

Die gegenständliche Fotografie zeigt den Geländewagen bei der Überführung des Leichnams von Ehren-Landesfeuerwehrkommandant Hans Malissa vom Rüsthaus in der Fraunedergasse zum Friedhof in St.Ruprecht am 27. Februar 1960. Ein Kondukt von Feuerwehr und steirischer Jägerschaft gab Malissa das letzte Geleit. Zahlreiche Ehrengäste erwiesen dem ehemaligen Wehr-, Bezirks- und Landeskommandanten die letzte Ehre, an der Spitze der Feuerwehrdelegationen der Präsident des Bundes- sowie internationalen Feuerwehrverbandes und Polizeipräsident von Wien, Josef Holaubek. Es war dies das letzte Begräbnis, bei welchem der Sarg eines verstorbenen Mitglieds im Rüsthaus aufgebahrt und im Anschluss mit einem Feuerwehrfahrzeug auf den Friedhof überführt wurde.

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