Der sogenannte
Steyr-Daimler ADFK befindet sich seit 26. April 1939
durchgehend im Besitz der Feuerwehr Bruck an der Mur. Im
Jahr 1995 wurde das Fahrzeug von Bruck in das steirische
Feuerwehrmuseum Groß St.Florian überstellt, um dort als
Leihgabe einer breiten, feuerwehr-interessierten
Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Aufgrund der
geografischen Distanz etwas aus dem Fokus geraten,
beschäftigen wir uns seit dem Jahr 2008 wieder intensiv mit
der Erhaltung und Erforschung dieses historisch bedeutsamen
Fahrzeuges.
Der tradierten Meinung innerhalb der Feuerwehr zufolge
handle es sich um ein ursprünglich als Panzerspähwagen in
Verwendung stehendes Fahrzeug, von dem insgesamt nur sechs
Stück gebaut worden wären. Da sich die Konstruktion aufgrund
der Luftkühlung für den Wüsteneinsatz (!) nicht als
funktionsfähig erwiesen hätte, wären die Fahrgestelle
verkauft worden und eines davon wäre solcherart zur
Feuerwehr Bruck gelangt. Eine interessante Geschichte, die
einer Überprüfung bedurfte. |
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Laut
Einzelgenehmigungsbescheid vom 4. November 1957 (der
ursprüngliche Kraftfahrzeugbrief wurde "von Amts wegen
eingezogen") wurde das Fahrzeug, Baujahr 1937, am 26.
April 1939 unter dem Kennzeichen Pol–206.042 für die
Feuerwehr Bruck erstmals zugelassen. Neben den technischen
Daten und der Verwendung "Mannschafts- und Rüstkraftwagen
mit offenem Aufbau" ist in diesem Dokument auch die
Typenbezeichnung ADPK vermerkt. Nach Sichtung der bekannten
Literatur über Fahrzeuge aus Steyr kann festgehalten werden,
dass es sich dabei wohl um einen Tippfehler handelt. In
einer erhalten gebliebenen Beschreibung des Fahrzeuges samt
Instandhaltungshinweisen ist von der Type ADFK die Rede.
Diese Bezeichnung steht für "Austro-Daimler-Feuerwehr-Karre"
und dieser Typ wurde von Steyr zwischen 1932/33 und 1939
auch tatsächlich gebaut. Es handelte sich dabei allerdings
um ein 3-achsiges Fahrzeug, weswegen auch diese
Typenbezeichnung nicht zutreffend sein kann. Zum Zeitpunkt
der nachträglichen "Benennung" des Zweiachsers stand
die Verwendung als Feuerwehrfahrzeug jedoch schon fest und
so wird man bei Steyr zur Bezeichnung ADFK gekommen sein.
In den greifbaren Publikationen werden jedoch zwei
Fahrzeugtypen erwähnt, die idente technische Daten wie der
Brucker Geländewagen aufweisen: Der ADSK ("Spähkarre")
und der ADZK ("Zugkarre"). Während der ADSK gepanzert
war und maximal fünf Personen aufnehmen konnte, hatte der
ADSK einen offenen Aufbau mit 14 Sitzplätzen. Von beiden
Typen wurden nur jeweils sechs Exemplare gebaut, was eine
der überlieferten Thesen bestätigt. Allerdings waren der
Motor und Lüfter des Panzerspähwagens ADSK historischen
Aufnahmen zufolge im Heck des Fahrzeuges untergebracht,
während der Motor des Gelände-Zugwagens ADZK im vorderen
Teil des Fahrzeuges situiert war. Und an dieser Position
sind auch Motor und Lüfter des Brucker Geländewagens
untergebracht. Zudem hat sich im Archiv der Feuerwehr ein
Schreiben an das Wirtschaftsamt des Reichsgaus Steiermark
vom 8. September 1939 erhalten, in welchem vom Rüstwagen
Steyr ADSK die Rede ist. Zwei Hinweise, die eher auf den
Gelände-Zugwagen denn auf den Panzerspähwagen schließen
lassen.
Wie auch immer: Um die zweifellos vorhandene historische
Bedeutung des Fahrzeuges auch offiziell bestätigen zu
lassen, ließen wir 2012 ein Wertgutachten erstellen.
Erfreulicherweise kam der gerichtlich beeidete
Sachverständige darin zum Schluss: "Von den insgesamt 12
gebauten Fahrzeugen aus der Baureihe ADSK (6 Fahrzeuge),
ADZK (3 Fahrzeuge) und ADEK (3 Fahrzeuge) gilt das
gegenständliche Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Bruck an
der Mur als das weltweit einzige, noch erhaltene Exemplar
und ist damit auch einer der wichtigsten Zeitzeugen der
österreichischen Fahrzeugbau-Geschichte des 20.
Jahrhunderts."
Die gegenständliche Fotografie zeigt den Geländewagen bei
der Überführung des Leichnams von
Ehren-Landesfeuerwehrkommandant Hans Malissa vom Rüsthaus in
der Fraunedergasse zum Friedhof in St.Ruprecht am 27.
Februar 1960. Ein Kondukt von Feuerwehr und steirischer
Jägerschaft gab Malissa das letzte Geleit. Zahlreiche
Ehrengäste erwiesen dem ehemaligen Wehr-, Bezirks- und
Landeskommandanten die letzte Ehre, an der Spitze der
Feuerwehrdelegationen der Präsident des Bundes- sowie
internationalen Feuerwehrverbandes und Polizeipräsident von
Wien, Josef Holaubek. Es war dies das letzte Begräbnis, bei
welchem der Sarg eines verstorbenen Mitglieds im Rüsthaus
aufgebahrt und im Anschluss mit einem Feuerwehrfahrzeug auf
den Friedhof überführt wurde. |