Das "Depot"
der Brucker Feuerwehr war seit ihrer Gründung im Rathaus
untergebracht. In den jetzigen Räumlichkeiten der
Stadtpolizei mussten sämtliche Fahrzeuge und Gerätschaften
Platz finden, im Hof des Rathauses wurde 1870 ein
Schlauchturm errichtet. Auch die Rettungsabteilung war ab
ihrer Gründung im Jahr 1897 im Rathaus beheimatet. Weitere
Utensilien der Feuerwehr waren auf dem Minoritenpaltz in
einem Depot neben der Antoniuskapelle untergebracht, ab
ihrer Gründung im Jahr 1908 benützte die "Feuerwehrfiliale
der Vorstadt St.Ruprecht" Räumlichkeiten in der Nähe der
Ruprechtskirche.
Die zentrale Lage am Hauptplatz konnte das zunehmende
Platzproblem im Rathaus nicht wettmachen. Die Unterbringung
der Mannschaft war von Anbeginn unzulänglich und mit der
Erweiterung des Fuhrparks und vor allem der Einführung
motorisierter Fahrzeuge war ein geregelter Betrieb beinahe
nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die in mühseliger
Kleinstarbeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges beschafften
Fahrzeuge mussten hintereinander an beiden Wandseiten des
langgezogenen Tonnengewölbes geparkt werden – eine mehr als
unzumutbare Situation! |
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Schon ab den
1920er-Jahren war intensiv nach einem neuen Standort und
Finanzierungsmöglichkeiten für ein neues Rüsthaus gesucht
worden, doch es sollte bis zum Jahr 1950 dauern, ehe der
damalige Bürgermeister August Hahn im Zuge des in Bruck
abgehaltenen Landesfeuerwehrtages das Versprechen abgab, die
Gemeinde werde in absehbarer Zeit eine neue, adäquate Bleibe
für die Feuerwehr errichten. Die Zusage hielt und so kam es
am 12. November 1953 zum Spatenstich in der Fraunedergasse.
Das Rüsthaus sollte genau an jenem Ort erreichtet werden, an
dem bis zum 27. März 1952 der alte Steigerturm der Brucker
Feuerwehr stand, der an eben diesem Tag einem Brand zum
Opfer gefallen war. Die Gleichenfeier für den Neubau
erfolgte im Jahr 1954.
Am Samstag, dem 7. Mai 1955 war es dann soweit: Am Vorabend
des Florianitages wurde das neue Rüsthaus im Rahmen eines
Festakts und im Beisein zahlreicher Ehrengäste seiner
Bestimmung übergeben. Anwesend waren unter anderem der
Feuerwehrreferent der Steiermärkischen Landesregierung
Landesrat Ferdinand Prirsch, der Präsident des
Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes Josef Holaubek,
Bürgermeister August Hahn, Landesfeuerwehrkommandant Hans
Malissa, Landesfeuerwehrinspektor Dipl.Ing. Karl Brunner
sowie Bezirkskommandant und Wehrhauptmann Hans Merl. Merl
erstattete um 17:00 Uhr die Meldung an den Bürgermeister,
dass 62 Mann der Feuerwehr zur feierlichen Übergabe des
Rüsthauses angetreten waren.
Damals schon als kombiniertes Rüst- und Wohnhaus konzipiert,
war der Neubau von der Stadtgemeinde um 1,75 Millionen
Schilling erreichtet worden und galt als modernster seiner
Art in der Steiermark. Der mächtige, 22 Meter hohe Schlauch-
und Steigerturm überragte damals schon das 52 Meter lange
Gebäude. Es war im Erdgeschoss mit zehn Stellboxen und einem
großen Werkstättenraum ausgestattet, der – im Vergleich zu
den Fahrzeuggaragen – im Winter mit Nacht-speicheröfen
geheizt werden konnte. Ebenfalls bereits im Jahr 1955
vorhanden war der Schlauchwaschraum im Keller mit
angeschlossenem Schlauchaufzug sowie Magazine für
Schlauchmaterial und wasserführende Armaturen. Im
Erdgeschoss befand sich eine Umkleide mit zugehörigem "Brausebad".
Ab dem ersten Stockwerk und darüber standen ein Lehrsaal und
ein Bereitschaftsraum, eine Schreibstube, drei Wohnungen für
Kraftfahrer und zwei "Ledigenzimmer" sowie einige
Magazinräume zur Verfügung.
EHBM Helmut Wenger, mehr als drei Jahrzehnte
hauptberuflicher Feuerwehrmann und einer der ersten Bewohner
des neuen Rüsthauses, sagte in einem Interview des Jahres
2008 über den Neubau: "Wir konnten uns während der
Errichtung des Rüsthauses einfach nicht vorstellen, warum
man die Garagen so hoch baute, sie kamen uns wie tiefe
schwarze Löcher vor. Aber jetzt finden die modernen
Fahrzeuge darin kaum mehr Platz."
Mittlerweile hat das Rüsthaus der Brucker Feuerwehr in der
Fraunedergasse einige notwenige Umbauten und Erweiterungen
erfahren, um nicht zuletzt auch der Mannschaft ein modernes
und den Anforderungen der heutigen Zeit entsprechendes
bauliches Umfeld bieten zu können. In seiner Grundstruktur
und äußerlichen Wirkung blieb "unser Rüsthaus" jedoch
seit 1955 unverändert.
Auf der gegenständlichen Fotografie, die im Winter 1955
entstand, sind – im Vordergrund beginnend – folgende
Fahrzeuge zu sehen:
- Kranwagen Mack - Bj. 1944
- Mannschaftswagen Opel Blitz (ursprünglich "Sirenenwagen")
- Bj. 1939
- LF 15 Klöckner-Deutz - Bj. 1942
- Geländewagen Austro Daimler - Bj. 1937
- LF 8 Mercedes - Bj. 1942
- Tankwagen Dodge - Bj. 1944 |