FF 150 BM | 1868 – 2018 | 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bruck an der Mur
 


Fotografie des Monats April

Das neue Rüsthaus im Jahr 1955
 

Das "Depot" der Brucker Feuerwehr war seit ihrer Gründung im Rathaus untergebracht. In den jetzigen Räumlichkeiten der Stadtpolizei mussten sämtliche Fahrzeuge und Gerätschaften Platz finden, im Hof des Rathauses wurde 1870 ein Schlauchturm errichtet. Auch die Rettungsabteilung war ab ihrer Gründung im Jahr 1897 im Rathaus beheimatet. Weitere Utensilien der Feuerwehr waren auf dem Minoritenpaltz in einem Depot neben der Antoniuskapelle untergebracht, ab ihrer Gründung im Jahr 1908 benützte die "Feuerwehrfiliale der Vorstadt St.Ruprecht" Räumlichkeiten in der Nähe der Ruprechtskirche.

Die zentrale Lage am Hauptplatz konnte das zunehmende Platzproblem im Rathaus nicht wettmachen. Die Unterbringung der Mannschaft war von Anbeginn unzulänglich und mit der Erweiterung des Fuhrparks und vor allem der Einführung motorisierter Fahrzeuge war ein geregelter Betrieb beinahe nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die in mühseliger Kleinstarbeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges beschafften Fahrzeuge mussten hintereinander an beiden Wandseiten des langgezogenen Tonnengewölbes geparkt werden – eine mehr als unzumutbare Situation!

Schon ab den 1920er-Jahren war intensiv nach einem neuen Standort und Finanzierungsmöglichkeiten für ein neues Rüsthaus gesucht worden, doch es sollte bis zum Jahr 1950 dauern, ehe der damalige Bürgermeister August Hahn im Zuge des in Bruck abgehaltenen Landesfeuerwehrtages das Versprechen abgab, die Gemeinde werde in absehbarer Zeit eine neue, adäquate Bleibe für die Feuerwehr errichten. Die Zusage hielt und so kam es am 12. November 1953 zum Spatenstich in der Fraunedergasse. Das Rüsthaus sollte genau an jenem Ort erreichtet werden, an dem bis zum 27. März 1952 der alte Steigerturm der Brucker Feuerwehr stand, der an eben diesem Tag einem Brand zum Opfer gefallen war. Die Gleichenfeier für den Neubau erfolgte im Jahr 1954.

Am Samstag, dem 7. Mai 1955 war es dann soweit: Am Vorabend des Florianitages wurde das neue Rüsthaus im Rahmen eines Festakts und im Beisein zahlreicher Ehrengäste seiner Bestimmung übergeben. Anwesend waren unter anderem der Feuerwehrreferent der Steiermärkischen Landesregierung Landesrat Ferdinand Prirsch, der Präsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes Josef Holaubek, Bürgermeister August Hahn, Landesfeuerwehrkommandant Hans Malissa, Landesfeuerwehrinspektor Dipl.Ing. Karl Brunner sowie Bezirkskommandant und Wehrhauptmann Hans Merl. Merl erstattete um 17:00 Uhr die Meldung an den Bürgermeister, dass 62 Mann der Feuerwehr zur feierlichen Übergabe des Rüsthauses angetreten waren.

Damals schon als kombiniertes Rüst- und Wohnhaus konzipiert, war der Neubau von der Stadtgemeinde um 1,75 Millionen Schilling erreichtet worden und galt als modernster seiner Art in der Steiermark. Der mächtige, 22 Meter hohe Schlauch- und Steigerturm überragte damals schon das 52 Meter lange Gebäude. Es war im Erdgeschoss mit zehn Stellboxen und einem großen Werkstättenraum ausgestattet, der – im Vergleich zu den Fahrzeuggaragen – im Winter mit Nacht-speicheröfen geheizt werden konnte. Ebenfalls bereits im Jahr 1955 vorhanden war der Schlauchwaschraum im Keller mit angeschlossenem Schlauchaufzug sowie Magazine für Schlauchmaterial und wasserführende Armaturen. Im Erdgeschoss befand sich eine Umkleide mit zugehörigem "Brausebad". Ab dem ersten Stockwerk und darüber standen ein Lehrsaal und ein Bereitschaftsraum, eine Schreibstube, drei Wohnungen für Kraftfahrer und zwei "Ledigenzimmer" sowie einige Magazinräume zur Verfügung.

EHBM Helmut Wenger, mehr als drei Jahrzehnte hauptberuflicher Feuerwehrmann und einer der ersten Bewohner des neuen Rüsthauses, sagte in einem Interview des Jahres 2008 über den Neubau: "Wir konnten uns während der Errichtung des Rüsthauses einfach nicht vorstellen, warum man die Garagen so hoch baute, sie kamen uns wie tiefe schwarze Löcher vor. Aber jetzt finden die modernen Fahrzeuge darin kaum mehr Platz."

Mittlerweile hat das Rüsthaus der Brucker Feuerwehr in der Fraunedergasse einige notwenige Umbauten und Erweiterungen erfahren, um nicht zuletzt auch der Mannschaft ein modernes und den Anforderungen der heutigen Zeit entsprechendes bauliches Umfeld bieten zu können. In seiner Grundstruktur und äußerlichen Wirkung blieb "unser Rüsthaus" jedoch seit 1955 unverändert.

Auf der gegenständlichen Fotografie, die im Winter 1955 entstand, sind – im Vordergrund beginnend – folgende Fahrzeuge zu sehen:

- Kranwagen Mack - Bj. 1944
- Mannschaftswagen Opel Blitz (ursprünglich "Sirenenwagen") - Bj. 1939
- LF 15 Klöckner-Deutz - Bj. 1942
- Geländewagen Austro Daimler - Bj. 1937
- LF 8 Mercedes - Bj. 1942
- Tankwagen Dodge - Bj. 1944

<-- Zurück