Nachdem im
November 1966 heftige Regenfälle in Mittelitalien den Fluss
Arno über seine Ufer gehen ließen und dieser die gesamte
Stadt Florenz unter Wasser setzte, erreichte die Feuerwehr
Bruck an der Mur am 14. November 1966 ein Schreiben des
Bezirkskommandanten Hans Merl folgenden Inhalts:
"Auf Grund des Ersuchens des Bundesministeriums für
Inneres und des Befehls des Landes-Feuerwehr-kommandanten
Josef Prugger vom 14. XI. 1966, 17.45 Uhr, fernmündlich
werden nach Florenz Tankwagen zur Notwasserversorgung in
Marsch gesetzt. Die Kolonne setzt sich zusammen aus:
1 Fahrzeug
des Österr. Roten Kreuzes mit
Trinkwasseraufbereitungsanlage als Anhänger
1 Tanklöschfahrzeug der Frw. Feuerwehr Arndorf-Laming
1 Tanklöschfahrzeug der Frw. Feuerwehr Bruck/Mur
1 Tanklöschfahrzeug der Frw. Feuerwehr Mürzzuschlag
1 Tanklöschfahrzeug der Frw. Feuerwehr Zeltweg.
Von der
Abstellung eines Kommandofahrzeuges wird Abstand genommen.
Kolonnenkommandant ist der Hauptbrandmeister der Frw.
Feuerwehr der Stadt Bruck, Alfred Fierlinger.
Jedes der Feuerwehrfahrzeuge ist mit 2 Fahrer und einem Mann
besetzt. Die Namen der Männer werden durch den
Kolonnenführer notiert (in Durchschrift). Den Namen sind die
Geburtsdaten beizufügen.
Hans Merl, BFKdt." |
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Es sollte
alles sehr schnell gehen an diesem 14. November des Jahres
1966, denn schon um 21:00 Uhr – also nur etwas mehr als drei
Stunden nach der Befehlsausgabe durch den
Landesfeuerwehrkommandanten – fanden sich die beorderten
Mannschaften samt Fahrzeugen bei der Dienststelle des Roten
Kreuzes in Bruck ein und setzten sich um 21:30 Uhr Richtung
Italien in Bewegung. Einsatzziel der steirischen
Hilfsmannschaften war das Spital Careggio in Florenz, in dem
aufgrund der teils meterhohen Überflutungen in der Stadt die
Trinkwasserversorgung komplett zum Erliegen gekommen war.
Über Thörl-Maglern und Pontebba (ab dort mit
Polizeibegleitung) ging es nach Ferrara und am nächsten Tag
nach Florenz. Kurz vor zwei Uhr nachmittags beim Spital
Carregio angekommen, wurde nach einer kurzen Verpflegung die
Arbeit umgehend begonnen. Das verunreinigte Wasser wurde von
holländischen Pionieren und Beamten des Brucker
Gendarmeriepostens mithilfe von
Trinkwasseraufbereitungsanlagen gereinigt und von den vier
steirischen Tanklöschfahrzeugen in die Zisternen des rund
einen Kilometer entfernten Krankenhauses transportiert.
Diese Arbeit wurde vom 15. bis 18. November in
10-Stundenschichten durchgeführt, insgesamt wurden 481.000
Liter Trinkwasser befördert. Untergebracht waren die Steirer
im Ursulinenkloster von Florenz, die Verpflegung stellte ein
nahe gelegenes Ristorante.
Die Leitung des gesamten Einsatzes hatte das Internationale
Rote Kreuz inne. Laut den damals Involvierten wäre ein
Grenzübertritt der Gendarmen nicht ohne weiteres möglich
gewesen, weshalb sie kurzerhand zu Rotkreuz-Helfern gemacht
wurden und, mit RK-Uniformen "getarnt", auch
offiziell aus Rotkreuz-Mitarbeiter geführt wurden (siehe
oben).
Am 19. November wurde nur vormittags gearbeitet, da nach dem
Mittagessen die Heimreise bevorstand. Die Fahrzeuge nahmen
vor dem Florentiner Rathaus Aufstellung und die Mannschaften
wurden vom Bürgermeister der Stadt Florenz, Piero Bargellini
sowie dem österreichischen Botschafter in Rom, Max
Löwenthal-Clumecky mit innigen Worten des Dankes
verabschiedet. Vermutlich getrieben von etwas Heimweh fuhr
die Kolonne die ganze Nacht durch, um schließlich am Morgen
des 20. November 1966 unbeschadet wieder in Bruck an der Mur
einzutreffen.
Die obere Fotografie zeigt die Kolonne der steirischen
Feuerwehrfahrzeuge mit dem Brucker Tankwagen an der Spitze
auf der Piazza della Signoria. Links (angeschnitten) der
Sockel des Reiterstandbildes Cosimos I., gerade aus der
Palast des Handelsgerichts, rechts die Fassade des
weltberühmten Palazzo Vecchio.
Auf dem unteren Bild sind die steirischen Mannschaften von
Feuerwehr und Gendarmerie zu sehen. Von der Feuerwehr Bruck
an der Mur sind vorne in der Mitte Helmut Wenger, rechts
dahinter Alfred Fierlinger und nochmals rechts dahinter
Wolfgang Wollner auszumachen. Zwischen Fierlinger und
Wollner ist – ebenso kein Unbekannter – der Brucker
Revierinspektor Erich Lackner zu sehen.
Aus heutiger Sicht ein mehr als bemerkenswerter Einsatz, den
die vier steirischen Feuerwehren und die Abordnung der
Brucker Gendarmerie in diesem November 1966 absolvierten.
Allein die Geschwindigkeit, mit der die Mannschaften und
Fahrzeuge zusammengezogen und Richtung Italien in Marsch
gesetzt wurden, scheint aus heutiger Perspektive
unvorstellbar. Und auch vor solch beindruckender Kulisse wie
den Palazzi der Innenstadt von Florenz wird wohl so schnell
kein heimisches Feuerwehrfahrzeug mehr Aufstellung nehmen.
Die steirischen Hilfsmannschaften leisteten schnell und
unbürokratisch Hilfe, die Dankbarkeit der Florentiner
Bevölkerung war laut Alfred Fierlinger und Helmut Wenger
überwältigend. Ein großartiger Erfolg! |