1950 jährte
sich die Gründung des "Steirischen Feuerwehr-Gauverbandes"
zum 80. Mal, das Jubiläum wurde gemeinsam mit der Feuerwehr
Bruck in Form des dritten "Doppeljubiläums" und in
Verbindung mit einem Landesfeuerwehrtag vom 29. bis 30. Juli
in der Kornmesserstadt begangen. Die Veranstaltung stand
unter dem "Ehrenprotektorat" des Landeshauptmanns
Josef Krainer und des Landesrats Ferdinand Prirsch. Neben
einem Festabend im "Stadttheatersaal" und einer
Delegiertensitzung der Bezirkskommandanten im Ratsaal der
Stadt Bruck fanden eine Schauübung am Hauptplatz, ein Fest
sowie eine Ausstellung über die Geschichte des steirischen
Feuerwehrwesens in den Schaufenstern der Mittergasse und des
Minoriten-platzes statt.
Anlässlich der Delegiertensitzung im Zuge des
Landesfeuerwehrtages wurden auf Antrag von Bezirkskommandant
Hans Merl die Richtlinien für ein neu zu schaffendes
Feuerwehr-Leistungsabzeichen beschlossen. Die Einführung war
eine Großtat Merls, der nicht nur für die Erarbeitung der
Richtlinien verantwortlich war, sondern auch den Entwurf für
das Abzeichen selbst lieferte. Es wird heute noch bei
erfolgreich abgelegter Kommandantenprüfung (Stufe Bronze)
sowie für Lebensrettung (Stufen Silber und Gold) verliehen.
Aus heutiger Sicht undenkbar wurde als Objekt für eine
Großübung das Kornmesserhaus gewählt und an diesem
historisch bedeutenden Gebäude eine nasse (!) Übung
durchgeführt. Der Lagebericht des Einsatzleiters,
Bezirkskommandant Hans Merl, nach Ersterkundung lautete: "Laufen
Sie als Melder in die Wachstube – ich lasse bitten –
Alarmstufe III, Brand des Kornmesserhauses." |
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Laut
Augenzeugenberichten wurde dieses Horrorszenario beinahe zur
tragischen Realität, da die für die Übung eingesetzten
Rauchbomben einen Holzbalken des Dachstuhls bereits zum
Glimmen gebracht hatten. Erst Stunden nach Beendigung der
Übung wurde Nachschau gehalten, eine echte Katastrophe
konnte verhindert werden.
Doch nun zur Fotografie des Monats September.
Einen besonders originellen Programmpunkt ließen sich die
Verantwortlichen für das Fest auf der Murinsel einfallen,
ein sogenanntes "Schlauchballspiel". Dieses verfolgte
den Zweck, "die Wendigkeit des Angriffsschlauches und die
Funktion des Überdruckventils zu zeigen und die Feuerwehren
auch in heiterer Art wirken zu lassen. Grundsätzlich: Es
darf kein Schlauchballspiel geübt werden, wenn nicht für
jede Spritze ein Überdruckventil und für jede Mannschaft
Schutzbrillen vorhanden sind." Die Regeln und
Sicherheitsmaßnahmen für dieses Spiel wurden in mehreren
Sitzungen ausgearbeitet, erforderlich waren für jede
Mannschaft ein Maschinist, ein Druckbeobachter für die
Gegenseite, ein Torwartrohrführer, zwei Angriffsrohrführer
und zehn Schlauchgangmänner. Ferner eine Tragkraftspritze,
ein Überdruckventil, B-Schläuche (damals noch aus Hanf) für
die Zubringleitung, fünf C-Schläuche, ein Verteiler, drei
C-Strahlrohre, zwei Torstangen und die bereits erwähnten
Schutzbrillen. Für die Einhaltung der Spielregeln sorgten
ein Schieds- und zwei Linienrichter. Gespielt wurde mit
einem Gummiball von 80cm Durchmesser, den die Brucker
Autoreifenfirma Edler hergestellt hatte.
Die Verhaltensregeln waren im Detail festgelegt. So durfte
unter anderem nur bis in Nabelhöhe gespritzt werden, bei
wiederholtem Nichteinhalten dieser Sicherheitsmaßnahme hatte
ein Strafstoß zu erfolgen. Weiters durften die
Angriffsschläuche den Boden nicht berühren, was
voraussetzte, dass die Mitglieder jeder Mannschaft gut über
das Feld verteilt waren und ständig in Bewegung blieben. Der
maximal zulässige Wasserdruck betrug vier Atü (Bar), die
Überdruckventile mussten dementsprechend eingestellt werden
und wurden von jeweils einem sogenannten "Druckbeobachter"
der gegnerischen Mannschaft kontrolliert. Abschließend war
in den Spielregeln vermerkt: "Es ist unbedingt Vorsorge
zu treffen, daß sich die Mannschaft nach dem Spiel rasch
reinigen, trocknen und umziehen kann. Überhaupt darf das
Spiel nur bei warmen Wetter gespielt werden."
Warm war es und so traten je fünfzehn wackere Männer der
Feuerwehren Kapfenberg-Stadt und Pernegg in Badehosen
gegeneinander an. Eine Mannschaft lief in Gummistiefeln aufs
Feld, die andere gar bloßfüßig. Die strengen
Sicherheitsmaßnahmen wurden scheint’s nur zum Teil befolgt.
So trugen die Spieler die vorgeschriebenen
Sicherheitsbrillen zwar zum Großteil am Kopf – jedoch nicht
vor den Augen. Und auch die Regel, die Angriffsschläuche
stets in der Luft zu halten, konnte in der Hitze des
Gefechts offensichtlich nicht immer eingehalten werden.
Über den Ausgang des Spiels ist im Archiv der Brucker
Feuerwehr leider nichts vermerkt. Es darf jedoch angenommen
werden, dass sowohl die beiden Mannschaften als auch die
unzähligen Zuseher einen Mordsspaß an der Sache hatten –
tiefgreifende Diskussionen über dieses "Schlauchballspiel"
im Zuge des Fests auf der Murinsel inklusive ... |