FF 150 BM | 1868 – 2018 | 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bruck an der Mur
 


Fotografie des Monats September

Das "Schlauchballspiel" anno 1950
 

1950 jährte sich die Gründung des "Steirischen Feuerwehr-Gauverbandes" zum 80. Mal, das Jubiläum wurde gemeinsam mit der Feuerwehr Bruck in Form des dritten "Doppeljubiläums" und in Verbindung mit einem Landesfeuerwehrtag vom 29. bis 30. Juli in der Kornmesserstadt begangen. Die Veranstaltung stand unter dem "Ehrenprotektorat" des Landeshauptmanns Josef Krainer und des Landesrats Ferdinand Prirsch. Neben einem Festabend im "Stadttheatersaal" und einer Delegiertensitzung der Bezirkskommandanten im Ratsaal der Stadt Bruck fanden eine Schauübung am Hauptplatz, ein Fest sowie eine Ausstellung über die Geschichte des steirischen Feuerwehrwesens in den Schaufenstern der Mittergasse und des Minoriten-platzes statt.

Anlässlich der Delegiertensitzung im Zuge des Landesfeuerwehrtages wurden auf Antrag von Bezirkskommandant Hans Merl die Richtlinien für ein neu zu schaffendes Feuerwehr-Leistungsabzeichen beschlossen. Die Einführung war eine Großtat Merls, der nicht nur für die Erarbeitung der Richtlinien verantwortlich war, sondern auch den Entwurf für das Abzeichen selbst lieferte. Es wird heute noch bei erfolgreich abgelegter Kommandantenprüfung (Stufe Bronze) sowie für Lebensrettung (Stufen Silber und Gold) verliehen.

Aus heutiger Sicht undenkbar wurde als Objekt für eine Großübung das Kornmesserhaus gewählt und an diesem historisch bedeutenden Gebäude eine nasse (!) Übung durchgeführt. Der Lagebericht des Einsatzleiters, Bezirkskommandant Hans Merl, nach Ersterkundung lautete: "Laufen Sie als Melder in die Wachstube – ich lasse bitten – Alarmstufe III, Brand des Kornmesserhauses."

Laut Augenzeugenberichten wurde dieses Horrorszenario beinahe zur tragischen Realität, da die für die Übung eingesetzten Rauchbomben einen Holzbalken des Dachstuhls bereits zum Glimmen gebracht hatten. Erst Stunden nach Beendigung der Übung wurde Nachschau gehalten, eine echte Katastrophe konnte verhindert werden.

Doch nun zur Fotografie des Monats September.

Einen besonders originellen Programmpunkt ließen sich die Verantwortlichen für das Fest auf der Murinsel einfallen, ein sogenanntes "Schlauchballspiel". Dieses verfolgte den Zweck, "die Wendigkeit des Angriffsschlauches und die Funktion des Überdruckventils zu zeigen und die Feuerwehren auch in heiterer Art wirken zu lassen. Grundsätzlich: Es darf kein Schlauchballspiel geübt werden, wenn nicht für jede Spritze ein Überdruckventil und für jede Mannschaft Schutzbrillen vorhanden sind." Die Regeln und Sicherheitsmaßnahmen für dieses Spiel wurden in mehreren Sitzungen ausgearbeitet, erforderlich waren für jede Mannschaft ein Maschinist, ein Druckbeobachter für die Gegenseite, ein Torwartrohrführer, zwei Angriffsrohrführer und zehn Schlauchgangmänner. Ferner eine Tragkraftspritze, ein Überdruckventil, B-Schläuche (damals noch aus Hanf) für die Zubringleitung, fünf C-Schläuche, ein Verteiler, drei C-Strahlrohre, zwei Torstangen und die bereits erwähnten Schutzbrillen. Für die Einhaltung der Spielregeln sorgten ein Schieds- und zwei Linienrichter. Gespielt wurde mit einem Gummiball von 80cm Durchmesser, den die Brucker Autoreifenfirma Edler hergestellt hatte.

Die Verhaltensregeln waren im Detail festgelegt. So durfte unter anderem nur bis in Nabelhöhe gespritzt werden, bei wiederholtem Nichteinhalten dieser Sicherheitsmaßnahme hatte ein Strafstoß zu erfolgen. Weiters durften die Angriffsschläuche den Boden nicht berühren, was voraussetzte, dass die Mitglieder jeder Mannschaft gut über das Feld verteilt waren und ständig in Bewegung blieben. Der maximal zulässige Wasserdruck betrug vier Atü (Bar), die Überdruckventile mussten dementsprechend eingestellt werden und wurden von jeweils einem sogenannten "Druckbeobachter" der gegnerischen Mannschaft kontrolliert. Abschließend war in den Spielregeln vermerkt: "Es ist unbedingt Vorsorge zu treffen, daß sich die Mannschaft nach dem Spiel rasch reinigen, trocknen und umziehen kann. Überhaupt darf das Spiel nur bei warmen Wetter gespielt werden."

Warm war es und so traten je fünfzehn wackere Männer der Feuerwehren Kapfenberg-Stadt und Pernegg in Badehosen gegeneinander an. Eine Mannschaft lief in Gummistiefeln aufs Feld, die andere gar bloßfüßig. Die strengen Sicherheitsmaßnahmen wurden scheint’s nur zum Teil befolgt. So trugen die Spieler die vorgeschriebenen Sicherheitsbrillen zwar zum Großteil am Kopf – jedoch nicht vor den Augen. Und auch die Regel, die Angriffsschläuche stets in der Luft zu halten, konnte in der Hitze des Gefechts offensichtlich nicht immer eingehalten werden.

Über den Ausgang des Spiels ist im Archiv der Brucker Feuerwehr leider nichts vermerkt. Es darf jedoch angenommen werden, dass sowohl die beiden Mannschaften als auch die unzähligen Zuseher einen Mordsspaß an der Sache hatten – tiefgreifende Diskussionen über dieses "Schlauchballspiel" im Zuge des Fests auf der Murinsel inklusive ...

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