Unmittelbar
nach Ende des Zweiten Weltkrieges erkannt man in der
Steiermark sehr rasch, dass sportliche Wettkämpfe ein
probates Mittel darstellten, die Jugend wieder für die Sache
der Feuerwehr zu gewinnen. Der erste Vergleichskampf fand im
Bezirk anlässlich des 50-jährigen Bestandjubiläums der
Freiwilligen Werksfeuerwehr der Gebr. Böhler & Co. in
Kapfenberg im Jahr 1946 statt. In den Jahren 1948 und 1949
sollten in Bruck an der Mur zwei Bezirkswettkämpfe
stattfinden, die nicht nur für die Steiermark eine
beispielgebende Wirkung entfalten konnten.
Am 8. August 1948 traten 24 Feuerwehren in Bruck zu den
ersten "Wettbewerbsübungen" des Bezirkes an. Der von
den Gebr. Böhler & Co. gestiftete Wanderpokal war nach dem
am 14. Juni des Jahres verstorbenen Ehrenobmann des
Feuerwehrbezirkes und Kommandanten der Feuerwehr Bruck,
Alois Krenkl benannt. Der Löschangriff wurde in Form eines
Parallelbewerbes auf drei Bahnen am Koloman-Wallisch-Platz
durchgeführt, der "Melder-Stafettenlauf" entlang der
Bismarckstraße (heute Dr.-Theodor-Körnerstraße) vom Leobner
Tor bis zum Kornmesserhaus. Die Durchführung der
Veranstaltung war bis ins kleinste Detail geplant und die
Bestimmungen vorab im Wege eines Rundschreibens an die
Feuerwehren des Bezirkes verlautbart worden. So wurde etwa
unter Punkt 6, "Abmarsch der abgefertigten Löschgruppen"
festgelegt, dass die Mannschaften "in der Zeit zwischen
Angriffsübung und Melder-Stafettenlauf keinen Alkohol zu
sich nehmen dürfen und sich als Zuseher jeder Kritik oder
Beifallsäußerung gegenüber den noch kämpfenden Löschgruppen
zu enthalten haben." |
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Strahlender
Sieger und Gewinner des Wanderpokals war die Mannschaft der
Werksfeuerwehr Böhler gefolgt von der Gruppe der Feuerwehr
Pernegg sowie der Feuerwehr Alpenchemie.
Die Wirkung des Wettkampfes war durchschlagend. In einem
Schreiben bedankte sich Landesfeuerwehrinspektor Ing. Peter
Stanke mit folgendem Wortlaut: "Der Ablauf der
Wettbewerbsübungen am 8. August 1948 in Bruck a.d.M.
erfolgte mit derartiger Präzision, dass das
Landesfeuerwehrinspektorat mit aufrichtiger Befriedigung
feststellen kann, eine Veranstaltung gleicher Art in dieser
Form noch nicht gesehen zu haben." Doch nicht nur Stanke
war angetan, "auch unsere Ehrengäste, besonders jene aus
Niederösterreich, haben dem Bezirk Bruck a.d. Mur für das
Gebotene ihre unumwundene Anerkennung ausgesprochen."
Bei den niederösterreichischen Gästen handelte es sich um
den Fachlehrer an der Niederösterreichischen
Feuerwehrschule, Brandinspektor Erich Lauber und den
Landesfeuerwehrkommandanten von Niederösterreich, Karl
Drexler. Offensichtlich inspiriert von den Brucker
Wettkämpfen, beschloss der niederösterreichische
Landesfeuerwehrverband am 19. August 1948 seine
Wettkampfbestimmungen, die sich weitgehend an jene des
steirischen Verbandes anlehnten.
Die 2. Bezirkswettkämpfe fanden am 31. Juli 1949 abermals in
Bruck an der Mur statt. Wie im Jahr zuvor traten die
Feuerwehren auf drei Bahnen parallel gegeneinander an,
insgesamt stellten sich 24 Gruppen der Ausscheidung. Der
Melder-Stafettenlauf mit einer Länge von 250 Metern wurde
auf der Strecke von der Volksschule in der Bismarck-Straße
bis zum Gasthof Bayer am Hauptplatz ausgetragen. Der Bewerb
um den Bezirkssieg wurde als nasser Löschangriff ausgeführt,
die dafür notwendigen Saugstellen wurden einfach in den
damals noch nicht befestigten Boden des
Koloman-Wallisch-Platzes eingegraben.
Sieger wurde wie im Vorjahr die Löschgruppe der
Werksfeuerwehr Böhler, die sich somit den "Alois-Krenkl-Wanderpokal"
für ein weiteres Jahr sicherte und zum Landeswettkampf nach
Feldbach fahren durfte, wo sie am 13. August den
hervorragenden 2. Rang belegen konnte.
Das obere Bild zeigt drei Mannschaften beim Staffellauf 1949
kurz vor dem Ziel am Hauptplatz, die Besucher-Massen gaben
eine beeindruckende Kulisse ab und werden die wettkämpfenden
Teilnehmer wohl beflügelt haben. Auf dem unteren Bild ist
eine Mannschaft beim Löschangriff zu sehen, im Vordergrund
eine in den Boden eingelassene "Saugstelle". Auch bei
diesem Teil des Wettkampfes stand das Publikum dicht an
dicht, was das große gesellschaftliche Interesse an
Feuerwehrwettkämpfen zur damaligen Zeit unterstreicht.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich beim Mann am "Wasserloch"
um den Brucker Ehren-Hauptbrandmeister Helmut Wenger, der
1949 als knapp Zwanzigjähriger zum ersten Mal an einem
Bewerb teilnahm. Seine Mannschaft konnte bei diesem
Wettkampf den hervorragenden vierten Platz belegen. Und
Helmut Wenger gehörte auch jener Brucker Bewerbsmannschaft
an, die im Jahr 1963 bei den 2. Internationalen
Feuerwehrwettkämpfen in Mühlhausen in Frankreich eine
Goldmedaille erringen sollte... |