FF 150 BM | 1868 – 2018 | 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bruck an der Mur
 


Fotografie des Monats Juli

Die Bezirkswettkämpfe 1948/49 in Bruck an der Mur
 

Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges erkannt man in der Steiermark sehr rasch, dass sportliche Wettkämpfe ein probates Mittel darstellten, die Jugend wieder für die Sache der Feuerwehr zu gewinnen. Der erste Vergleichskampf fand im Bezirk anlässlich des 50-jährigen Bestandjubiläums der Freiwilligen Werksfeuerwehr der Gebr. Böhler & Co. in Kapfenberg im Jahr 1946 statt. In den Jahren 1948 und 1949 sollten in Bruck an der Mur zwei Bezirkswettkämpfe stattfinden, die nicht nur für die Steiermark eine beispielgebende Wirkung entfalten konnten.

Am 8. August 1948 traten 24 Feuerwehren in Bruck zu den ersten "Wettbewerbsübungen" des Bezirkes an. Der von den Gebr. Böhler & Co. gestiftete Wanderpokal war nach dem am 14. Juni des Jahres verstorbenen Ehrenobmann des Feuerwehrbezirkes und Kommandanten der Feuerwehr Bruck, Alois Krenkl benannt. Der Löschangriff wurde in Form eines Parallelbewerbes auf drei Bahnen am Koloman-Wallisch-Platz durchgeführt, der "Melder-Stafettenlauf" entlang der Bismarckstraße (heute Dr.-Theodor-Körnerstraße) vom Leobner Tor bis zum Kornmesserhaus. Die Durchführung der Veranstaltung war bis ins kleinste Detail geplant und die Bestimmungen vorab im Wege eines Rundschreibens an die Feuerwehren des Bezirkes verlautbart worden. So wurde etwa unter Punkt 6, "Abmarsch der abgefertigten Löschgruppen" festgelegt, dass die Mannschaften "in der Zeit zwischen Angriffsübung und Melder-Stafettenlauf keinen Alkohol zu sich nehmen dürfen und sich als Zuseher jeder Kritik oder Beifallsäußerung gegenüber den noch kämpfenden Löschgruppen zu enthalten haben."

Strahlender Sieger und Gewinner des Wanderpokals war die Mannschaft der Werksfeuerwehr Böhler gefolgt von der Gruppe der Feuerwehr Pernegg sowie der Feuerwehr Alpenchemie.

Die Wirkung des Wettkampfes war durchschlagend. In einem Schreiben bedankte sich Landesfeuerwehrinspektor Ing. Peter Stanke mit folgendem Wortlaut: "Der Ablauf der Wettbewerbsübungen am 8. August 1948 in Bruck a.d.M. erfolgte mit derartiger Präzision, dass das Landesfeuerwehrinspektorat mit aufrichtiger Befriedigung feststellen kann, eine Veranstaltung gleicher Art in dieser Form noch nicht gesehen zu haben." Doch nicht nur Stanke war angetan, "auch unsere Ehrengäste, besonders jene aus Niederösterreich, haben dem Bezirk Bruck a.d. Mur für das Gebotene ihre unumwundene Anerkennung ausgesprochen." Bei den niederösterreichischen Gästen handelte es sich um den Fachlehrer an der Niederösterreichischen Feuerwehrschule, Brandinspektor Erich Lauber und den Landesfeuerwehrkommandanten von Niederösterreich, Karl Drexler. Offensichtlich inspiriert von den Brucker Wettkämpfen, beschloss der niederösterreichische Landesfeuerwehrverband am 19. August 1948 seine Wettkampfbestimmungen, die sich weitgehend an jene des steirischen Verbandes anlehnten.

Die 2. Bezirkswettkämpfe fanden am 31. Juli 1949 abermals in Bruck an der Mur statt. Wie im Jahr zuvor traten die Feuerwehren auf drei Bahnen parallel gegeneinander an, insgesamt stellten sich 24 Gruppen der Ausscheidung. Der Melder-Stafettenlauf mit einer Länge von 250 Metern wurde auf der Strecke von der Volksschule in der Bismarck-Straße bis zum Gasthof Bayer am Hauptplatz ausgetragen. Der Bewerb um den Bezirkssieg wurde als nasser Löschangriff ausgeführt, die dafür notwendigen Saugstellen wurden einfach in den damals noch nicht befestigten Boden des Koloman-Wallisch-Platzes eingegraben.

Sieger wurde wie im Vorjahr die Löschgruppe der Werksfeuerwehr Böhler, die sich somit den "Alois-Krenkl-Wanderpokal" für ein weiteres Jahr sicherte und zum Landeswettkampf nach Feldbach fahren durfte, wo sie am 13. August den hervorragenden 2. Rang belegen konnte.

Das obere Bild zeigt drei Mannschaften beim Staffellauf 1949 kurz vor dem Ziel am Hauptplatz, die Besucher-Massen gaben eine beeindruckende Kulisse ab und werden die wettkämpfenden Teilnehmer wohl beflügelt haben. Auf dem unteren Bild ist eine Mannschaft beim Löschangriff zu sehen, im Vordergrund eine in den Boden eingelassene "Saugstelle". Auch bei diesem Teil des Wettkampfes stand das Publikum dicht an dicht, was das große gesellschaftliche Interesse an Feuerwehrwettkämpfen zur damaligen Zeit unterstreicht.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich beim Mann am "Wasserloch" um den Brucker Ehren-Hauptbrandmeister Helmut Wenger, der 1949 als knapp Zwanzigjähriger zum ersten Mal an einem Bewerb teilnahm. Seine Mannschaft konnte bei diesem Wettkampf den hervorragenden vierten Platz belegen. Und Helmut Wenger gehörte auch jener Brucker Bewerbsmannschaft an, die im Jahr 1963 bei den 2. Internationalen Feuerwehrwettkämpfen in Mühlhausen in Frankreich eine Goldmedaille erringen sollte...

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