Als im August
1871 der erste steirische Feuerwehrtag in Bruck an der Mur
stattfand, war der Grundstein für eine gedeihliche
Zusammenarbeit zwischen dem Landesverband und der hiesigen
Feuerwehr gelegt. Etliche wichtige Veranstaltungen gingen
seither in der Kornmesserstadt über die Bühne, etwa sechs
Landesfeuerwehrtage oder das 140-Jahrjubiläum des
Landesverbandes im Jahr 2010. 1920 stand das erste
Verbandsjubiläum in Bruck an der Mur auf dem Programm.
Der 1870 ins Leben gerufene Landesfeuerwehrverband beging
dieses Jubiläum mit der Brucker Feuerwehr gemeinsam, auch
wenn diese bereits 1868 gegründet worden war. Im Jahr des
Kriegsendes 1918 konnte eine Jubiläumsveranstaltung in Bruck
nur in äußerst bescheidenem Rahmen durchgeführt werden und
so entschloss man sich, das 50-jährige Bestehen der
Feuerwehr zwei Jahre später gemeinsam mit dem Verband in
gebührender Weise zu begehen. Weitere solcher "Doppeljubiläen"
fanden in Bruck in den Jahren 1930, 1950 und 1970 statt. Die
Kornmesserstadt wurde im Jahr 1870 zum ersten "Vorort"
(Sitz) des Landesfeuerwehrverbandes auserkoren und der
Verband kehrte für wichtige Feierlichkeiten sozusagen immer
wieder zu seinen Wurzeln zurück. |
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War der Abend
des 4. September 1920 noch der Anreise der Gäste nach Bruck
vorbehalten, fand am 5. September ein Festumzug vom Bahnhof
auf den Brucker Hauptplatz und im Anschluss der
Landesfeuerwehrtag im Hotel "Zum Schwarzen Adler"
statt. Am Nachmittag stand die große Schauübung am Programm,
in der Einladung zum Jubiläum war darüber zu lesen: "Es
wird bei diesem Feste [...] auch Gelegenheit geben, auf dem
Gebiete des Löschwesens durch die Vorführung der neuesten
und mordernsten Löschgeräte des Brucker Feuerwehrbezirkes,
aber auch bei der großangelegten Schauübung Interessantes zu
sehen." Die Landesfeuerwehrtage boten mit ihren Übungen
bzw. Fahrzeug- und Geräteausstellungen nicht zuletzt auch
eine wichtige Informationsmöglichkeit und Orientierungshilfe
für die anwesenden Feuerwehren in Hinblick auf die neuen
Errungenschaften am Sektor des Feuerlöschwesens.
An der Übung am Hauptplatz nahmen die Feuerwehren Arndorf,
Bruck an der Mur, Diemlach Werk, Kapfenberg Ort und Werk
sowie die Feuerwehr Pernegg teil. Übungsziel war die gesamte
westlich gelegene Seite des Hauptplatzes zwischen
Bismarkstraße (heute Dr.Theodor-Körner-Straße) und
Schiffgasse. Die damaligen Hausbesitzer waren (der Skizze
für die Übung zufolge) von Norden beginnend die Post bzw.
die Sparkasse, Rami, Bilek, Gruber, Phol, Radler, Malissa
und Schmiermaul. Im und rund um dieses Karree von Gebäuden
kamen insgesamt elf Leitern zur Aufstellung, 13 Rohre wurden
in Stellung gebracht. Der Aufbau der Hauptzubringleitung
erfolgte von der Mur über die Schlachthausgasse (heute
Ringelschmiedgasse) bis zum ehemaligen Merkurbrunnen auf dem
Hauptplatz. Von dort wurde das Wasser weiterverteilt, unter
anderem mithilfe der Dampfspritzen der Feuerwehren Arndorf,
Bruck, Diemlach Werk und Kapfenberg Werk. Die Feuerwehr
Kapfenberg Ort besaß wie auch jene aus Bruck bereits eine
motorisierte Fahrspritze (siehe dazu die Fotografie des
Monats April).
Die am Bild erkenntlichen Rauchschwaden entstammen den
Schornsteinen der Dampfspritzen, die rund um den
Merkurbrunnen postiert waren. Im Vordergrund sind die Wagen
der Rettungsabteilungen der Feuerwehren zu sehen. Die drei
Wagen der Brucker Rettungsabteilung links im Bild waren noch
pferdegezogen, während die Rettungsfahrzeuge der Feuerwehren
Diemlach Werk und Kapfenberg Ort bereits motorbetrieben
waren.
Beachtlich die Zuschauerkulisse, vor der diese Übung – die
unter dem Kommando des Obmanns des Brucker
Feuerwehrbezirkes, Alois Krenkl, stand – über die Bühne
gehen konnte. Im Anschluss wurde zum großen Schlossbergfest
geladen, das "Doppelkonzert" der Brucker Stadtkapelle
sowie der Werksmusik der Gebr. Böhler & Co. und "verschiedene
Volksbelustigungen, Bierstände und eine Heurigenschänke"
sorgten höchstwahrscheinlich für ausgelassene Stimmung. |