Wie bei den
meisten Feuerwehren setzte auch bei der Brucker Wehr die
Motorisierung erst nach Ende des 1. Weltkrieges ein. Zwar
gab es schon davor vereinzelt motorisierte Fahrzeuge, vor
allem jene der Rettungsabteilungen bei den Feuerwehren, mit
einem Verbrennungsmotor betriebene Löschfahrzeuge und
–geräte etablierten sich jedoch erst ab den 1920er-Jahren.
Die sogenannte "Demobilisierung", also die Auflösung der
österreich-ungarischen Streitmacht, bot unmittelbar nach dem
Ende der Monarchie für viele Feuerwehren eine Möglichkeit,
an gebrauchte Motorfahrzeuge zu gelangen, die einem
feuerwehrtechnischen Aufbau unterzogen werden konnten. So
erwarb auch die Stadt Bruck an der Mur im Jahr 1919 ein
"Scheinwerferauto" der Marke Gräf & Stift Typ D 280 Baujahr
1916 mit Vollgummibereifung und ca. 60 PS, das sie der
Feuerwehr kostenlos überlies. Für den Aufbau war jedoch kein
Geld vorhanden und so tätigte die Feuerwehr einen
Spendenaufruf bei der Bevölkerung, Betrieben und
öffentlichen Einrichtungen, um den Umbau des Fahrzeuges
durch die Firma Konrad Rosenbauer in Linz finanzieren zu
können.
Rosenbauer begann erst um 1920, Pumpen auf motorisierten
Fahrzeugen zu verbauen, auch die Pumpen selbst stammten zu
dieser Zeit noch nicht ausschließlich aus eigener Linzer
Produktion. Im konkreten Fall handelt es sich um eine
heckseitig eingebaute Kreisel- bzw. Zentrifugalpumpe mit
beachtlichen 1.000 Litern Wasserförderung pro Minute. Die
vier Schlauchlinien und vor allem deren Wurfweite geben vor
dem ehemaligen Hotel Strauß am Brucker Hauptplatz einen
imposanten Anblick. |
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Auch die auf
15 Meter ausschiebbare Leiter der Marke "Just", auf der
Fotografie rechts zu sehen, verstärkt den spektakulären
Eindruck des Bildes. Die In-Dienst-Stellung dieser ersten
"Kraft(Motor)Spritze" muss ein früher Meilenstein in der
technischen Entwicklung der Feuerwehr Bruck gewesen sein.
Umso mehr, wenn man bedenkt, dass zeitgleich noch eine
Dampfspritze, zwei Handdruckspritzen, etliche Schlauchkisten
und sogar noch die Alarmkanone aus dem Jahr 1907 im Einsatz
standen.
Während das Fahrzeug vermutlich in den 1950er-Jahren
ausgeschieden und verschrottet wurde, blieb die Einbaupumpe
erhalten. In einem Sitzungsprotokoll vom 1. Februar 1967 ist
unter dem Tagesordnungspunkt 3. "Geräteangelegenheiten" kurz
und knapp zu lesen: "Was soll mit der alten Pumpe von der
ersten Motorspritze ‚Gräf & Stift’ (1920) passieren?
Beschluss: aufbewahren!" Eine aus heutiger Perspektive
weise Entscheidung, die den Erhalt des Geräts bis zum
heutigen Tag ermöglichte. Dies umso mehr, als die Pumpe kein
Typenschild aufweist, vermutlich auch nie eines besessen hat
und daher aus einer Art Vorserie stammen könnte.
Die massive wie schnörkellos gebaute Pumpe weist keinerlei
verspielte Details auf und wirkt aufgrund ihrer Erscheinung
etwas klobig bis uninteressant. Und dennoch stellt sie einen
frühen Zeugen von fest verbauten Feuerlöschpumpen in
Österreich dar, deren Funktionsweise sich die letzten
hundert Jahre im Prinzip nicht verändert hat. |