FF 150 BM | 1868 – 2018 | 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bruck an der Mur
 


Fotografie des Monats April

Motorspritzenprobe 1920
 

Wie bei den meisten Feuerwehren setzte auch bei der Brucker Wehr die Motorisierung erst nach Ende des 1. Weltkrieges ein. Zwar gab es schon davor vereinzelt motorisierte Fahrzeuge, vor allem jene der Rettungsabteilungen bei den Feuerwehren, mit einem Verbrennungsmotor betriebene Löschfahrzeuge und –geräte etablierten sich jedoch erst ab den 1920er-Jahren.

Die sogenannte "Demobilisierung", also die Auflösung der österreich-ungarischen Streitmacht, bot unmittelbar nach dem Ende der Monarchie für viele Feuerwehren eine Möglichkeit, an gebrauchte Motorfahrzeuge zu gelangen, die einem feuerwehrtechnischen Aufbau unterzogen werden konnten. So erwarb auch die Stadt Bruck an der Mur im Jahr 1919 ein "Scheinwerferauto" der Marke Gräf & Stift Typ D 280 Baujahr 1916 mit Vollgummibereifung und ca. 60 PS, das sie der Feuerwehr kostenlos überlies. Für den Aufbau war jedoch kein Geld vorhanden und so tätigte die Feuerwehr einen Spendenaufruf bei der Bevölkerung, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen, um den Umbau des Fahrzeuges durch die Firma Konrad Rosenbauer in Linz finanzieren zu können.

Rosenbauer begann erst um 1920, Pumpen auf motorisierten Fahrzeugen zu verbauen, auch die Pumpen selbst stammten zu dieser Zeit noch nicht ausschließlich aus eigener Linzer Produktion. Im konkreten Fall handelt es sich um eine heckseitig eingebaute Kreisel- bzw. Zentrifugalpumpe mit beachtlichen 1.000 Litern Wasserförderung pro Minute. Die vier Schlauchlinien und vor allem deren Wurfweite geben vor dem ehemaligen Hotel Strauß am Brucker Hauptplatz einen imposanten Anblick.

Auch die auf 15 Meter ausschiebbare Leiter der Marke "Just", auf der Fotografie rechts zu sehen, verstärkt den spektakulären Eindruck des Bildes. Die In-Dienst-Stellung dieser ersten "Kraft(Motor)Spritze" muss ein früher Meilenstein in der technischen Entwicklung der Feuerwehr Bruck gewesen sein. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass zeitgleich noch eine Dampfspritze, zwei Handdruckspritzen, etliche Schlauchkisten und sogar noch die Alarmkanone aus dem Jahr 1907 im Einsatz standen.

Während das Fahrzeug vermutlich in den 1950er-Jahren ausgeschieden und verschrottet wurde, blieb die Einbaupumpe erhalten. In einem Sitzungsprotokoll vom 1. Februar 1967 ist unter dem Tagesordnungspunkt 3. "Geräteangelegenheiten" kurz und knapp zu lesen: "Was soll mit der alten Pumpe von der ersten Motorspritze ‚Gräf & Stift’ (1920) passieren? Beschluss: aufbewahren!" Eine aus heutiger Perspektive weise Entscheidung, die den Erhalt des Geräts bis zum heutigen Tag ermöglichte. Dies umso mehr, als die Pumpe kein Typenschild aufweist, vermutlich auch nie eines besessen hat und daher aus einer Art Vorserie stammen könnte.

Die massive wie schnörkellos gebaute Pumpe weist keinerlei verspielte Details auf und wirkt aufgrund ihrer Erscheinung etwas klobig bis uninteressant. Und dennoch stellt sie einen frühen Zeugen von fest verbauten Feuerlöschpumpen in Österreich dar, deren Funktionsweise sich die letzten hundert Jahre im Prinzip nicht verändert hat.

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