Zu Beginn der Sitzung wurde Petra Schirnhofer aufgrund des Rücktrittes von Nikolaus Passath (Die Grünen) als neue Gemeinderätin durch Bürgermeisterin Susanne Kaltenegger angelobt. Weiters wurde Stadträtin Carina Mayerhofer-Leitner (SPÖ), zur Referentin für Soziales und Frauen bestellt. Gemeindereferenten übernehmen im Auftrag des Gemeinderates, der Fachausschüsse oder des Stadtrates unterstützende Vorarbeiten und Erhebungen für politische Entscheidungen in ihren jeweiligen Themen. Für die Funktionsperiode 2025 bis 2030 ist mit dieser Tätigkeit keine zusätzliche Entschädigung verbunden.
Bericht zur Gebarungsprüfung. Finanzreferent Helmut Sommer berichtete über die Ergebnisse der, im Rahmen einer landesweiten Querschnittsprüfung zur Haushaltsüberwachung in 13 steirischen Gemeinden durch die Abteilung 7 (Gemeindeaufsicht) des Landes Steiermark der Stadt Bruck an der Mur. Die Einbeziehung Brucks erfolgte im Zuge der im Vorjahr verhängten haushaltswirtschaftlichen Sperre.
Der Bericht zur Stadt Bruck an der Mur umfasst den Prüfzeitraum 2020 bis 2024 und beinhaltet 27 konkrete Empfehlungen zur Optimierung der Haushaltsführung und Finanzverwaltung. Die Prüfer bescheinigten der Stadtgemeinde eine grundsätzlich funktionierende Finanzorganisation, erkennen aber in mehreren Bereichen strukturellen Anpassungsbedarf – insbesondere hinsichtlich der Liquidität, der Einhaltung des Voranschlags, der internen Kontrollsysteme sowie der Dokumentation von Anordnungs- und Zeichnungsbefugnissen.
Positiv hervorgehoben wurden die Einführung eines digitalen Bestellwesens und des elektronischen Rechnungslaufs. Die Stadtverwaltung wird nun eine umfassende Stellungnahme zu den Prüfergebnissen ausarbeiten und dem Gemeinderat sowie der Gemeindeaufsicht bis spätestens Oktober 2025 vorlegen.
Jahresabschlüsse. Der Gemeinderat nahm in seiner Sitzung die Jahresabschlüsse 2024 von drei städtischen Beteiligungsgesellschaften – der Stadtwerke Bruck an der Mur GmbH, der Standort und Marketing Bruck an der Mur GesmbH, der Wirtschaftsentwicklungs- und Stadtmarketing GmbH sowie der Brucker Garagen Errichtungs- und Betriebs GmbH – zur Kenntnis.
Besonders erfreulich ist das wirtschaftlich erfolgreiche Jahr der Stadtwerke Bruck an der Mur GmbH, die einen Jahresergewinn von rund 900.000 Euro erwirtschaften konnten. In der Folge wurde eine Ausschüttung in Höhe von 300.000 Euro an die Stadtgemeinde Bruck an der Mur als Hauptgesellschafterin beschlossen. Die Stadt hält 51 % der Anteile an dem Unternehmen, das 2024 Leistungen im Ausmaß von rund 2,3 Mio. Euro für die Stadt erbracht hat.
Unterstützung für wohnungslose Menschen: Im Gemeinderat wurde die Nutzungsvereinbarung mit der Vinzenzgemeinschaft VinziWerke Österreich für das Housing-First-Projekt „Solido“ beschlossen.
Das Projekt, das in Kooperation mit der Stadt Kapfenberg umgesetzt wird, unterstützt wohnungslose Menschen auf dem Weg zurück in dauerhaftes Wohnen. Dafür wird dem Projekt ab Juli 2025 eine Büroräumlichkeit im Kulturhaus unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die anfallenden Miet- und Reinigungskosten in Höhe werden zwischen den beiden Städten zu gleichen Teilen getragen. Das Projekt „Solido“ ergänzt damit Angebote im Bereich Wohnen und soziale Integration.
Stadtentwicklung – „Bruck 2030“. Im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde die „Integrierte Räumliche Entwicklungsstrategie (IRES) für die Innenstadt von Bruck an der Mur“ sowie die Ortskernabgrenzung. Ziel ist eine umfassende, langfristig ausgerichtete und nachhaltige Belebung und Weiterentwicklung des Stadtzentrums. Die IRES bündelt bestehende Konzepte – wie das Stadtentwicklungskonzept, die Stadtvision 2030, den Masterplan Innenstadt oder den Klimaneutralitätsfahrplan – und stellt ein zentrales Instrument zur zukünftigen Stadtentwicklung dar.
Die Strategie definiert sechs Fokusthemen mit konkreten Zielsetzungen und Maßnahmen – etwa zur Förderung nachhaltiger Mobilität, zur Reduktion von Leerstand, zur Attraktivierung öffentlicher Räume, zur Klimaanpassung und zur Verbesserung der Wohnqualität im Zentrum. Dabei wird besonders auf die Belebung des Stadtkerns durch die Wiederbelebung leerstehender Flächen, multifunktionale Nutzungen und ein klimagerechtes Stadtbild geachtet.
Die erstmals scharf definierte Ortskernabgrenzung bildet künftig eine wichtige Grundlage für Fördermaßnahmen und steuerliche Anreize im Zentrum.
Ein wesentlicher Bestandteil der IRES sind die geplanten Leitprojekte, die – je nach Projekt – bereits umgesetzt, in Planung oder in einer frühen Konzeptphase sind. Einige der wichtigsten Projekte im Zentrum sind:
Mittelschule als modernes Bildungszentrum mit Ganztagsbetreuung
ehemaliges Leiner-Gebäude mit Handelsflächen und Wohnungen im Herzen der Stadt
Minoritenplatz
Hotel "Zum Schwarzen Adler"
Zukunftsfittes Kirchenviertel
Auch außerhalb des engeren Ortskerns werden Projekte mit Relevanz für das Stadtzentrum verfolgt, wie der Ersatzneubau in der Fraunedergasse, die Wohnprojekte Smartstar & Schmetterling, das geplante Innovationszentrum Innopark, sowie der Ausbau der HBLA für Forstwirtschaft.
Netzwerk kommunaler Abfallwirtschaftsbetriebe. Der Gemeinderat hat den Beitritt der Stadt Bruck zur VÖA – Vereinigung öffentlicher Abfallwirtschaftsbetriebe mit 1. Jänner 2026 beschlossen. Die VÖA ist ein österreichweites Netzwerk kommunaler Abfallwirtschaftsbetriebe und bietet ihren Mitgliedern fachliche Unterstützung, Erfahrungsaustausch sowie Zugang zu gemeinsamen Ausschreibungen und Förderungen. Bruck an der Mur konnte bereits vorab bei einer E-Fahrzeug-Ausschreibung von der Zusammenarbeit profitieren und sich eine 80 %-Förderung sichern.
Photovoltaik am Sportplatz Oberaich. Die Stadtwerke Bruck an der Mur errichten auf dem Dach des Vereinshauses am Sportplatz Oberaich eine Photovoltaikanlage. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen eines 20-jährigen Contracting-Vertrags, der auch die notwendige Dachsanierung umfasst. Die erzeugte Energie wird über eine Energiegemeinschaft genutzt. Nach Vertragsablauf geht die Anlage in das Eigentum der Stadt über.
Mittelschule: Bericht der Bürgermeisterin sorgt für Debatte. Zum Ende der Sitzung berichtete Bürgermeisterin Susanne Kaltenegger über den aktuellen Stand zum Schulstandort Mittelschule Bruck. Im Zuge einer Begehung mit Vertretern der Fachabteilung 17 (Landes- und Regionalentwicklung), der Bildungsdirektion sowie beteiligten Architekturbüros wurde der bauliche Zustand der Schule erhoben.
Seitens des Landes wird nun eine ergebnisoffene Planung gestartet, bei der sowohl eine umfassende Sanierung, eine Teilsanierung oder ein Neubau geprüft werden. Mit ersten Ergebnissen rechnet die Stadtregierung im Spätherbst – dann soll auch über die konkreten Umsetzungsschritte und Zeitpläne entschieden werden.
Kaltenegger betonte, dass bereits seit 2011 und unter den vorigen Bürgermeistern über einen Neubau diskutiert und informiert worden sei. Die anschließende Debatte im Gemeinderat verlief kontrovers: Gerald Knauß (SPÖ) verwies auf zahlreiche Investitionen in den letzten Legislaturperioden und kritisierte, dass das Projekt damals von der Opposition blockiert worden sei. Helmut Sommer (ÖVP) hielt dagegen, dass das Vorhaben bereits unter Bürgermeisterin Andrea Winkelmeier (SPÖ) mit absoluter Mehrheit umsetzbar gewesen wäre – allerdings sei auch damals die Finanzierung eines Projekts in der Größenordnung von 26 Millionen Euro für die Stadt nicht umsetzbar gewesen.